Bei einer digitalen Sitzung des erweiterten Vorstands stellte sich heraus: Die SPD ist mit dem bisherigen Vorgehen zu einem möglichen Ruhewald sehr unzufrieden. Spätestens seit der öffentlichen Marktgemeinderatssitzung vom 29.03.2021 ist bekannt, dass die RuheForst® GmbH auf die Gemeinde Kleinwallstadt zugegangen ist und seither beide Seiten in Verhandlungen stehen. Angedacht ist, 12 ha Gemeindewald in einen Ruhewald umzuwandeln, wodurch man sich naturnah in einer Urne beisetzen lassen kann. Bei der bisherigen Handhabe des Themas entsteht der Eindruck, der Marktgemeinderat solle möglichst schnell einen Beschluss fassen. Dies geschieht beispielsweise dadurch, dass es angeblich nur einen einzigen geeigneten Standort in Kleinwallstadt gibt. Andere Optionen standen im Rat bisher nicht zur Debatte. Die SPD hingegen fordert, zunächst die Bürger:innen zu informieren und bei so einem großen Projekt auch die Stimmung in der Gemeinde zu berücksichtigen. Die ist momentan schwer einzuschätzen.
Das Thema wurde bereits zweimal in nichtöffentlichen Sitzungen vorgestellt, bis Jürgen Kroth von der SPD forderte, diese Überlegungen öffentlich zu machen. „Bei einem solchen Projekt, für das viel Wald verbindlich genutzt wird und auf so eine lange Zeit ausgelegt ist, müssen die Bürger:innen vor allem informiert, aber auch gehört werden!“ so Kroth an anderer Stelle.
Zu dem Projekt gibt es auch innerhalb der SPD verschiedene Meinungen. Daher ist es wichtig, transparent vorzugehen und vor allem eine öffentliche Diskussion zu ermöglichen. Fraktionsvorsitzender Marco Wetzelsberger fordert: „Aus meiner Sicht muss zunächst erwogen werden, ob sich unsere Bürgerinnen und Bürger ein solches Projekt wünschen. Erst dann kann überlegt werden, auf welche Art man es umsetzen muss. Und zwar ergebnisoffen!“ Er informierte sich über Alternativen und warb dafür, auch diese bei einer möglichen Entscheidung zu berücksichtigen. Neben einer Kooperation mit einem Unternehmen gibt es beispielsweise auch die Möglichkeit eines selbstverwalteten Ruhewaldes, wie es Sailauf und Laufach vormachen. Auf seinen Vorschlag wurde jedoch weder von den übrigen Fraktionen noch von der Gemeinde mit stichhaltigen Argumenten eingegangen. Noch ist unbekannt, was Kleinwallstadts Bürger:innen von dem aktuell geplanten Projekt halten.
Wollen sie wirklich ein Unternehmen, dass hier Angebote für die gesamte Region bis ins Rhein-Main-Gebiet hinein schafft, um Gewinne zu generieren? Und was sagen konkret die jüngeren Bürger:innen zu einem Projekt, das eine Fläche von ca. 17 Fußballfeldern des Waldes für mehrere Jahrzehnte an einen festen Zweck binden würde?
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Samuel Herrmann stört sich konkret an einer Kooperation mit einem Unternehmen. „Wenn wir ein Angebot im Sinne unserer Bürger:innen schaffen wollen, so muss das auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten werden und kostengünstig sein. Eine finanzielle Bereicherung der Gemeinde und einer GmbH sind da fehl am Platz“, so der 23-Jährige.
Insgesamt ruft die SPD zu einem offenen Dialog auf. Ein besonderes Ärgernis sind dabei die vielen Widersprüche, die bei der bisherigen Argumentation zustande kamen. Beispielsweise wird betont, dass die Verwaltung ohne Unternehmen als Partner einen zu hohen Verwaltungsaufwand hätte. Andererseits müssen grundlegende Verwaltungsarbeiten bei Bestattungen immer in Gemeindehand bleiben – bei einem professionellen Projekt dann für bis zu 10.000 Beisetzungen.
Daher fordert die SPD: Erst die Bürger:innen umfassend informieren, anschließend über die Grundhaltung der Gemeinde zu einem Ruhewald abstimmen – und erst dann über die Frage der Umsetzung entscheiden!